Die Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Eisenbach, erstellt aus zahlreichen Protokollen, Notizen und Zeitungsmeldungen, ist mehr als nur eine Auflistung vereinsgeschichtlicher Daten der letzten 100 Jahre. Dank der umfangreichen, protokollarischen Tätigkeit des 1971 verstorbenen, langjährigen Kommandanten und Ehrenkommandanten Eduard Kloos, sowie des früheren Schriftführers Willibald Appel, liegt heute ein lebendiges Stück Eisenbacher Dorfgeschichte vor uns, das in seinem ganzen Umfang den Rahmen dieser Festschrift sprengen würde. Es können daher die verflossenen 100 Jahre nur überflogen und die wichtigsten Stationen aus der Geschichte des Eisenbacher Feuerlöschwesens gestreift werden.

 

Von altersher waren die Gemeinden verpflichtet, eine Organisation zu führen, deren Aufgabe die Bekämpfung von Schadensfeuern war. Daher hatten alle gesunden Männer vom 18. bis 45. Lebensjahr der damals existierenden Pflichtfeuerwehr Folge zu leisten und an fünf Übungen im Jahr teilzunehmen. Die Wehr war eingeteilt in Steiger-, Spritzen- und Ordnungsmannschaft. Die Ausrüstung vor der Jahrhundertwende bestand aus einer tragbaren Ausziehleiter, Dachleitern und einer vierrädrigen Handdruckspritze. Das Wasser mußte mit 30 Ledereimern herangeschafft werden, die dann im 1. Weltkrieg wegen der Lederknappheit verkauft wurden. Die Ausrückestärke betrug fast immer 60 bis 70 Mann. Übungsruf und Feueralarm geschahen durch Hornsignal.

 

Die Zeit brachte aber auch im Feuerlöschwesen eine Änderung. Vielerorts waren bereits Freiwillige Feuerwehren gebildet worden und so gelang einem gewissen Brandinspektor Gräser aus Klingenberg, anläßlich einer Inspektionsübung im Jahre 1897 die Freiwillige Feuerwehr Eisenbach zu gründen. Bei der Gründungsversammlung am 07. März traten laut Protokoll 54 Mitglieder bei, eine für die damalige Zeit beachtliche Stärke. Zu ihrem Kommandanten wählten sie Emil Ball, der auch die letzten Jahre Kommandant der noch weiterbestehenden Pflichtfeuerwehr war. Mit der vorhandenen Pflichtfeuerwehr wurden jährlich fünf Übungen unter der Führung des Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr abgehalten. Am 01. Januar 1899 wurde die Freiwillige Feuerwehr Eisenbach in den Bayerischen Feuerwehrverband aufgenommen. Als Vereinslokal wurde schon damals das Gasthaus „Zum Bayerischen Hof“ ausgewählt, da der Gastwirtssohn Otto Kammer an der Wehrgründung teilnahm.

 

 

 

Die Zeit zwischen den Kriegen - Das dritte Reich

 

Bereits 1891 wurde eine fahrbare Saug- und Druckspritze für Pferdebespannung, des Fabrikats Metz beschafft. Die Gemeinde erhielt zu der Zeit als Geschenk der Aachener Versichungsgesellschaft eine kleine Handspritze, das sogenannte „Aachener Spritzchen".

 

Beide Geräte funktionierten tadellos und sind bis zum heutigen Tag in funktionsfähigem Zustand erhalten. Eine fahrbare Leiter mit 10 Metern Höhe wurde 1904 beschafft.

 

Bis zum 1. Weltkrieg konnte die Freiwillige Feuerwehr ihre Schlagkraft bei einigen Bränden unter Beweis stellen, so beispielsweise beim Brand eines Nebengebäudes bei Gustav Boll im Jahr 1900, beim Wohnhausbrand von Josef Schnabel 1911 und 1913 beim Großbrand im Obernburger Schwarzviertel. Auch nach Mömlingen war man schon mit Pferdefuhrwerk zur nachbarlichen Löschhilfe ausgerückt.

 

1913 übernahm dann Georg Appel das Kommandantenamt von Emil Ball. Aus den Kriegsjahren 1914 bis 1918 gibt es fast keine Aufzeichnungen. 1924 wählte die Generalversammlung Josef Giegerich zum Kommandanten. Im gleichen Jahr wurde das 25-jährige Bestehen der Wehr gefeiert, jedoch nur in kleinem Rahmen mit den Kameraden aus Obernburg, Mömlingen und Großwallstadt. Im Jahre 1926 wurde die Ausrüstung durch einen Schlauchwagen ergänzt und ein Jahr später Georg Appel wieder in das Kommandantenamt zurück gewählt.

 

Das Jahr 1933 brachte auch für die Freiwillige Feuerwehr tiefgreifende Veränderungen. Die Uniform bestand nun aus einem dunkelblauen Rock im Heeresschnitt mit hohem Kragen und Schulterstücken mit Silberdressen, je nach Rang verschieden, schwarzer Hose, schwarzem Helm mit weißem Kamm und einem Koppel mit Tasche, Messer und Schulterriemen. Die jährlichen Generalappelle begannen und endeten mit dem „Deutschen Gruß".

 

Im März 1934 brach für die Eisenbacher Wehr eine neue Ära an: Eduard Kloos übernahm als Kommandant die Nachfolge des aus Gesundheitsgründen zurückgetretenen Georg Appel, der zum Ehrenkommandanten ernannt wurde. Zum stellvertretenden Kommandanten wurde Alois Appel gewählt. Im September 1934 fand die erste Feuerschutzwoche statt.

 

 

 

Der Zweite Weltkrieg - Der Wiederaufbau

 

Ab Januar 1939 feierte man alljährlich den „Tag der Deutschen Polizei". Die Freiwillige Feuerwehr erhielt den Status einer Hilfspolizeitruppe. Unmittelbar nach Kriegsbeginn stand bereits mit 20 Mann etwa ein Drittel der Aktiven unter Waffen, 1940 3/4 der Wehr und im Februar 1943 lagen 51 Mann an den Fronten, davon viele verwundet, drei Gefallene waren zu beklagen; ganze 14 Aktive leisteten in der Heimat den Brandschutzdienst. 1944 nur noch zehn. Nach einer Notdienstverordnung vom 11.12.1944 wurde die Feuerwehr der Sondergerichtsbarkeit der SS und Polizeigerichte unterstellt und ca. 55 Männer bis zum 65. Lebensjahr sowie 42 junge Frauen zwischen 20 und 25 Jahren zum Feuerwehrdienst verpflichtet und in 14-tägigen Übungen ausgebildet. Ende 1945 gab es kaum mehr 10 aktive Feuerwehrmitglieder in Eisenbach.

 

Im Mai 1946 begann die Neuwerbung - erfolglos. Uniformen hatten nun eine eher abschreckende Wirkung. Erst nach der Rücktrittsdrohung von Kommandant Kloos begann sich eine kleine Stammtruppe aus ehemaligen Wehrmännern zu bilden, die unterstützt durch Bürgermeister Knecht und Kreisbrandinspektor Schuck aus Obernburg, sich auf 37 Interessenten vergrößerte. 1947 wurde die defekte Tragkraftspritze, Fabrikat Rosenbauer, durch eine neue vom Typ Breuer TS 8 ersetzt. Die Mitgliederzahl nahm wieder zu und 1951 konnte eine Vereinssatzung beschlossen werden. 1952 wurde der Wunsch nach einem Feuerwehrgerätehaus laut.

 

Im Juni 1957 wurde das 60-jährige Gründungsfest, verbunden mit der Weihe des neuen Gerätehauses durch Pfarrer Seitz und dem Kreisfeuerwehrtag, gefeiert. Festpräsident war Johann Knecht. Es war das größte Fest, das Eisenbach je gesehen hatte.

 

1958 übernahm Josef Appel das Amt des Stellvertretenden Kommandanten von Alois Appel. Vom 16. auf 17. März kam es zu einem Großfeuer in der Hühnerfarm von Gottfried Schwind, bei dem Frost und Glatteis den Einsatz erheblich erschwerten. 1959 wurde ein Waldbrand an der Hardt gelöscht. Im selben Jahr mußte die nicht mehr zulässige Breuer-Tragkraftspritze durch eine moderne TS 8, Fabrikat Ziegler, ersetzt werden, die heute noch zuverlässig ihren Einsatzdienst leistet. 1960 wurde sie, zusammen mit einem neuen Anhänger, von Pfarrer Sikora geweiht. 1961 mußte Kommandant Eduard Kloos nach 27 Jahren das Amt des Kommandanten aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung stellen. Die Generalversammlung wählte fast einstimmig dessen Sohn Armin zu seinem Nachfolger. Eduard Kloos, wurde zum Ehrenkommandanten ernannt. Der Zweite in der Geschichte der Wehr.

 

 

 

Die 60er und 70er Jahre

 

Der erste Florianstag wurde 1962 feierlich begangen. 1963 ging mit der Weihe der Vereinsfahne durch Herrn Pfarrer Sikora ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Fräulein Elfriede Wernig verlieh in ihrer Eigenschaft als Fahnenpatin den Feierlichkeiten den entsprechenden Glanz. Als Patenwehr fungierte Mömlingen. 1964 wurde die 60 Jahre alte, fahrbare Holzleiter durch eine zeitgemäße Anhängeleiter AL 12 ersetzt, die am Florianstag von Herrn Pfarrer Sikora den kirchlichen Segen erhielt. 1971 wurde Karl Stingl jr. zum neuen Stellvertreter des Kommandanten gewählt. Am 09. September dieses Jahres trug die Wehr unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ihren Ehrenkommandanten Eduard Kloos zu Grabe. Dem im Alter von 83 Jahren Verstorbenen sollten die anstehenden Festlichkeiten vergönnt sein.

 

1972 beging die Freiwillige Feuerwehr Eisenbach in großem Rahmen ihr 75-jähriges Gründungsfest. Wegen Lieferverzögerung konnte das neu beschaffte Löschfahrzeug erst anläßlich des Heimatfestes im August 1972 eingeweiht werden. Da auch die Tragkraftspritze und die Anhängeleiter mitgeführt werden konnten, brauchte jetzt nicht mehr auf private Zugfahrzeuge zurückgegriffen werden. Ein enormer Fortschritt.

 

1974 trat erstmals die Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr in Erscheinung, die von Löschmeister Heinrich Nüchtern betreut und ausgebildet wurde. 1976 und 1977 wurde das Gerätehaus um einen Garagenanbau in Eigenleistung erweitert. 1976 fand auch das erste Picknick statt. Die Alarmierung erfolgte jetzt durch Funkauslösung der Sirene. 1978 wurde Eisenbach Stadtteil von Obernburg, die Feuerwehr behielt jedoch ihre Selbständigkeit als gemeindliche Einrichtung. Außerdem wurde ein Schlauchanhänger in Dienst gestellt, der 400 Meter B-Schlauchmaterial faßt. Zusammen mit dem Löschgruppenfahrzeug stand jetzt - vor allem bei Großeinsätzen - insgesamt fast ein Kilometer Schlauchmaterial sofort zu Verfügung.

 

1981 vollzog sich ein Generationswechsel in der Wehrführung. Der seitherige Jugendwart Heinrich Nüchtern wurde zum Nachfolger von Armin Kloos gewählt. Armin Kloos konnte auf erfolgreiche 20 Jahre Kommandantendienst zurückblicken. Die Fahnenweihe, die Beschaffung des Löschfahrzeuges und die Erweiterung des Gerätehauses. Überhaupt die Modernisierung der Wehr waren Meilensteine seiner Amtszeit. Stellvertretender Kommandant wurde Emil Heger.

 

 

 

Die 80er Jahre

 

1984 feierte der Stadtteil Eisenbach sein 700-jähriges Bestehen. Die Jugendgruppe konnte auf 10-jährige Aktivität zurückblicken und richtete am Naturfreundehaus das Kreiszeltlager der Feuerwehrjugend aus.

 

1985 erwarb die Stadt Obernburg einen gebrauchten VW-Bus, der von den Mitgliedern der Eisenbacher Feuerwehr zu einem Mannschaftstransportwagen ausgebaut und mit einer Funkausrüstung versehen wurde. Ein Flugzeugabsturz und der Waldhausbrand in Obernburg sind Einsätze, an die sich jeder noch erinnert.

 

1986 trat die neue Vereinssatzung in Kraft. Die Feuerwehr ist nun geteilt in die gemeindliche Einrichtung Feuerwehr und in den Feuerwehrverein, wie es das Bayerische Feuerwehrgesetz vorsieht. Die Generalversammlung wählte zum 1. Vorsitzenden des Vereins Jürgen Wolf, 2. Vorsitzender wurde Werner Wollbeck. Heinrich Nüchtern und Emil Heger, die die städtische Einrichtung Feuerwehr führten, wurden in ihren Ämtern als Kommandant bzw. dessen Stellvertreter bestätigt.

 

1987  fand die 90-Jahrfeier statt. Hierbei wurde Armin Kloos zum Ehrenkommandanten ernannt. Ab 1989 begann man mit der alljährlichen Maibaumaufstellung vor dem alten Rathaus.

 

 

 

Die 90er Jahre

 

1990 konnte ein neues Löschfahrzeug Typ LF 8 in Dienst gestellt werden, das auf Grund der feuerwehrtechnischen Beladung auch zu technischen Hilfeleistungen herangezogen werden kann.

 

In der Jahreshauptversammlung 1991 wählte man Werner Wollbeck zum Kommandanten und Jürgen Wolf zu dessen Stellvertreter. Zum Vereinsvorsitzenden wurde wieder Jürgen Wolf und zu seinem Stellvertreter Werner Wollbeck gewählt. Gleichzeitig setzte man das Eintrittsalter für Jugendliche von 14 auf 12 Jahre herab, da man große Nachwuchssorgen hatte. 1992 erfolgte die schrittweise Einführung der Funkalarmierung.

 

1994 wurde der Umbau des Gerätehauses in Angriff genommen. Im Januar

 

1995  wurde die Feuerwehr von einem Jahrhunderthochwasser überrascht. Zahlreiche Keller und Straßen waren überflutet, so daß man 2 Tage pausenlos im Einsatz war. Im gleichen Jahr wählte man Heinz-Peter Korn zum stellvertretenden Vereinsvorsitzenden. Im September 1996 weihten Pfarrer Sikora und Dekan Wendelin Lieb das umgebaute Gerätehaus ein. Während der Umbauphase leisteten die Feuerwehrmitglieder 3.600 freiwillige Arbeitsstunden. Im Jubiläumsjahr 1997 konnte der mittlerweile 17 Jahre alte Mannschaftstransportwagen gegen ein neues,  zeitgemäßes Mehrzweckfahrzeug ausgetauscht werden, das während des Festaktes vom 07. - 09. Juni 1997 eingeweiht und in Dienst gestellt wurde.

 

Mit der Feier des 100-jährigen Jubiläums ist die Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Eisenbach an ihrem aktuellen Stand angelangt. Seit 100 Jahren gibt es nun diese Einrichtung in unserem Ort, die sich die spontane, uneigennützige Hilfe bei Bränden wie bei sonstigen Unglücksfällen zum Zweck gemacht hat. Es kann nicht Aufgabe der Chronisten sein, Zukunftsperspektiven zu Papier zu bringen, doch rechtfertigt ein - wenn auch vorsichtiger - Blick nach vorn, angesichts der großen Zahl verdienter Kameraden und den Reihen der nachstrebenden Jugend, die Zuversicht, daß sich unsere Mitbürger auch in Zukunft auf ihre Freiwillige Feuerwehr verlassen können. Voraussetzung dafür ist jedoch das Interesse der kommenden Generationen an Begriffen wie „Mitverantwortung", „Bürgersinn" und „Kameradschaft" und die Begeisterung für eine Organisation, deren Wahlspruch auch in Zukunft seine Gültigkeit haben wird:

 

Gott zur Ehr' - dem Nächsten zur Wehr!